Samstag, 2. Juni 2018



Psychologische Grundängste

Zur Zeit beschäftige ich mich mit dem Thema Angst beim Erwachen. Hierbei bin ich auch über  die psychologischen Grundängste gestolpert und zwar die 4 Grundformen der Angst nach Fritz Rieman, Mitbegründer der Akademie für Psychoanalyse und Psychotherapie in München, (1902-1979), die ich hier kurz vorstellen möchte. Ein Standardwerk der Psychologie, auf das sicher viele nachfolgende Angst Untergruppierungen in der Psychologie aufbauen. Aus spiritueller Sicht führt diese These zu weit weg vom eigentlichen Thema, aber ich finde es so interessant, dass ich mich entschlossen habe, es wenigstens hier in meinem Blog zu erwähnen.
Laut Riemann spielt die Angst eine grundlegende Bedeutung bei unserer  Charakterentwicklung.  Er beschreibt 4 verschiedene Typen: die Angst vor Selbstentfaltung der depressiven Persönlichkeit, die Angst vor Hingabe der schizoiden Persönlichkeit, die Angst vor Veränderung der zwanghaften Persönlichkeit sowie die Angst vor Notwendigkeit der hysterischen Persönlichkeit. 

Ich habe dieses Werk vor langer Zeit gelesen und festgestellt, dass ich von jedem Typ etwas abbekommen habe, eine Kombination aller Formen scheinen die Regel zu sein, aber meist überwiegt eine Grundangst und je nach dem, wie stark die Tendenz zu einem Typus ist, umso stärker sind die Charaktereigenschaften ausgeprägt, was bis zur krankhaften Verfestigung gehen kann. In der Regel ist ein Typus aber bei jedem am stärksten vertreten.
Im Folgenden beschreibe ich kurz die vier Persönlichkeitstypen. Ich bin sicher, ihr werdet euch einem Typ besonders zuordnen können. Lasst euch nicht allzu sehr von den Begriffen abschrecken, diese sind eher medizinisch-psychiatrisch benannt worden.
Wer sich näher mit seinen Ängsten beschäftigen möchte, dem empfehle ich eine Auseinandersetzung mit dieser Zuordnung und das Lesen des Buches von Riemann. (Grundformen der Angst).


Der depressive Typ:
Dieser braucht andere, sucht Harmonie und Einheit.  Er stellt seine eigenen Bedürfnisse zurück und sorgt für die anderen Menschen. Der depressive Typ vermeidet Konflite, passt sich an und ordnet seine Meinung der anderer unter. Die Ich-Entwocklung ist dadurch géfährdet. Er unterdrückt Impulse, bleibt bescheiden  und selbstlos. Seine Manipulation ist nicht offensichtlich, aber er lebt seine Macht durch Erpressung, gerne emotionaler Art, aus. 

Typische Eingenschaften:
Hingabe, Selbstlosigkeit, Harmoniebedürfnis
Fähigkeit zur Reflexion,  Empathie, Mitgefühl  
Symbiose suchend, Passivität, Selbstvorwürfe, Ohnmachtsgefühle, 
Unterdrückt Impulse, Affekte und Aggression 
Trennungs- und Verlustangst, Vermeidet Unabhängigkeit 
Angst- und Schuldgefühle 
Hintergrund der Entstehung können sein: Verwöhnung, Versagung



Der schizoide Typ:
Der Schizoide fürchtet Abhängigkeiten, er möchte niemandem verpflichtet sein. Selbstständigkeit und Freiheit ist für ihn alles. Er wirkt eher nüchtern, streng, kühl, distanziert und unnahbar. Er vertraut seinem eigenen Verstand, Gefühle erscheinen ihm unsinnig. Anderen Menschen misstraut er oft. In weniger ausgeprägter Form ist er sachlich, kritisch und mit einer scharfen Beobachtungsgabe ausgestattet. Er prüft die Fakten, sieht Tatsachen ohne Illusionen. Er vertritt seine Meinung, und dies auch in aggressiver Form. Gefahr ist die Kontakthemmung, die Unangepasstheit. 

Typische  Eigenschaften: 
Distanziert, isoliert, kühl, ungesellig und introvertiert 
Abgrenzung, Anonymität, Unabhängigkeit, sehr autark 
Vermeidung von Nähe, Beziehung 
Zweifel, Unsicherheit, Mißtrauen
Rationalisieren und Intellektualisieren, Keine Emotion 
Aggression als Schutz und Abwehr
Spüren selber keinen Leidensdruck 
Typische, narzißtische  Abwehrvariation 
Hintergrund zur Entstehung können sein: Gleichgültigkeit, Isolation, Mangel an Führung, Wechsel der Bezugspersonen, emotionale Verarmung,   



Der zwanghafte Typ: 
Der Zwanghafte hasst Veränderung, er will, dass alles so bleibt wie immer. Die Veränderung wird als Unsicherheit erlebt. Er  geht keine Risiko ein und sichert sich stets ab. Er mag das Vertraute, das Bekannte und Gewohnte. Konservativ, hält an Grundsätzen und Meinungen fest. Ordnung und Gesetzmäßigkeit ist eine grundlegende Motivation, er plant gern voraus, ist zielstrebig und pflichtbewusst. In Liebesdingen ist er treu und zuverlässig.  Der Zwanghafte  liebt Regeln, auch monotone Abläufe machen ihm nichts aus. Sie lieben die lebendige Ordnung bis zur Pedanterie.  Manchmal agiert er sich auch in Form von Zwangssymptomen und Zwangshandlungen aus, das sind bestimmte festgelegte Rituale, damit er sich wohl fühlt. Diese Zwangshandlungen, Skepsis, Unentschiedenheit, ablehnende Haltung und Pessimismus sind die Gefahren dieses Typs.  

Typische  Eigenschaften: 
Übermässiges Sicherheitsbedürfnis, Streben nach Dauer, Kontrolle
Angst vor Risiko, Wandlung und Vergänglichkeit, Bewegung und Leben 
Zweifeln, Zögern, Prinzipien, Intoleranz, Geiz, Stereotypien, Zwangssymptome- und handlungen 
Machtwille und Aggressionen werden kontrolliert, unterdrückt oder sadistisch ausgelebt
Hintergrund der Entstehung können sein: motorisch-expansive Veranlagung wird gebremst, Gehorchen-müssen, Trotz und Eigenwillen brechen   




Der hysterische Typ:
Der Hysteriker möchte frei und ungebunden sein, mag keine Verpflichtungen. Er liebt es, im Mittelpunkt  zu stehen. Für ihn ist alles Neue, die Zukunft, die große Chance. Er weicht allen Verbindlichkeiten, Konventionen und Regeln aus. Er ist ungeduldig und impulsiv, er möchte Neues erobern, und das schnell. Warten und Geduld sind eine Qual für ihn. Er liebt den Wettstreit und sein Geltungsbedürfnis ist stark ausgeprägt. Er zeigt Imponiergehabe und will Menschen mitreißen. Diese Menschen haben Charme und wissen, sich beliebt zu machen, mit ihnen wird es selten langweilig. Sie sind reizhungrig, risikofreudig und optimistisch. Die Gefahr ist Oberflächlichkeit, fehlende Identität, manipulatives Verhalten, Unbeständigkeit und fehlende Verlässlichkeit.  

Typische Eigenschaften:
Realitätsvermeidung durch Verharmlosen, ausweichen und  sich entziehen, 
irrationales Verhalten 
Leben im Augenblick, keine Kontinuität
Labiles Selbstwertgefühl, Narzißmus 
Rivalisieren, Konkurrieren, Mangel an Selbstkritik und Selbstkontrolle
Übertreibungen, Verallgemeinerungen, Dramatisierung, Intrigen 
Hintergrund der Entstehung können sein: Gleichgültigkeit, zu wenig Beachtung, Orientierungslosigkeit, Bündnis mit nur einem Elternteil, wobei der andere in Konkurrenz „ausgestochen“ wird, Partnerersatz oder bei extrem rigider, zwanghafter Erziehungsweise als Protest









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